Floating Cities – Visionäre Ideen in Zeiten des Klimawandels

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Im Kampf gegen das Wasser, leben mit dem Wasser.

Sicherer, bezahlbarer und ausreichend vorhandener Wohn- und Arbeitsraum ist heute vor dem Hintergrund zunehmender Urbanisierung, sich häufenden Klimakatastrophen und Flüchtlingsströmen aus gefährdeten Regionen, ein noch nicht gelöstes Problem. Die Beschaffung von neuem Raum erfordert intelligente Konzepte und richtungsweisende, nachhaltig wirksame Projekte.

Ein relevanter Lösungsansatz könnte z.B. die Entwicklung und der Bau von sogenannten »Floating Cities« sein. Das sind Gebäudekonstruktionen, die auf dem Wasser schwimmen und miteinander zu kleinen Ansiedlungen oder größeren städtischen Strukturen zusammengefügt werden können.

Die wesentlichen Ziele bei der Planung von Floating Cities liegen auf der Hand:

• Schwimmende Häuser und schwimmende Städte benötigen keinen teuren Baugrund
• Sie schützen die Bewohner bei Überflutungen, Hochwasser und vor den Folgen des
steigenden Meeresspiegels
• Sie könnten zusätzlichen Wohnraum für die überfüllten Städte bieten und Flüchtlingen eine neue Heimat geben.

 
 
 
 
 
 

Floating Pavilion
Rotterdam, Niederlande

In den Niederlanden suchen die Menschen seit Jahrhunderten nach wirkungsvollen Mitteln gegen die zerstörerischen Folgen der Wasserfluten. So verwundert es nicht, dass das Konzept schwimmender Häuser hier längst Realität ist. Im Stadthafen von Rotterdam wurde z.B. im Jahr 2013 ein »Floating Pavilion« installiert, ein großartiges Beispiel für innovative, nachhaltige und an das Klima angepasste Architektur. Der Pavillon wurde als eine Art »Show Case« für die Stadt Rotterdam entwickelt. Der 8.000 m² große Raum beherbergt eine Ausstellung über Rotterdams Programm zur Anpassung an den Klimawandel und wird für Events für bis zu 1.000 Personen genutzt. Der riesige Schwimmkörper, der den Pavillon trägt, wurde aus Styropor gefertigt, das für den richtigen Auftrieb sorgt. Befestigt ist das schwimmende Gebäude an Pontons, zwei große Brücken verbinden die Insel mit dem Festland. Rotterdams »Show Case« wurde von der holländischen Firma Deltasync entwickelt, der Schwimmkörper von William Roël von der Baufirma FlexBase.

 
 
 
 
 
 
 
 

Seasteading Institute
Kalifornien, USA

Im Thinktank »Seasteading« in Kalifornien, USA, arbeiten Visionäre, Architekten und Bauunternehmen seit 2008 ebenfalls an der Entwicklung schwimmender Häuser und Städte.

Das Prinzip des schwimmenden Hauses ist seine Mobilität - es ist relativ leicht von einem zum nächsten Standort zu transportieren. Mehrere Gebäude können zu einer kleinen Siedlung zusammengefügt und nahe am Ufer fixiert werden.
Denkbar ist auch die Entwicklung größerer Communities, die weiter entfernt vom Festland schwimmen. Angedockt würde diese Stadt in einer Tiefe von bis zu maximal 250 Metern am Meeresgrund, z.B. in Regionen mit Unterwassergebirgen. Für die schwimmende Stadt müsste eine Versorgungskette zum Festland aufgebaut und eine örtliche Infrastruktur geschaffen werden für Stromversorgung, Abwasser- und Müllverarbeitung. Mit der Erforschung des Meeres, dem Abbau von Bodenschätzen oder dem Bau von Aquakulturen werden neue Arbeitsplätze geschaffen.

In Kürze wird ein erstes Projekt konkret. Im Januar 2017 schloss Seasteading Institute einen Vertrag mit Französisch Polynesien. Die Inselgruppe ist nachhaltig bedroht durch den steigenden Wasserspiegel. Steigt der Wasserspiegel würden z.B. weite Teile von Tahiti überschwemmt. Ob und wie eine schwimmende Kleinstadt vor den Ufern für mehr Sicherheit und Schutz für die Bewohner bietet wird nun von den Forschern und Entwicklern in einer Machbarkeitsstudie analysiert. Der Film »A Concept to Recovery« gibt umfangreiche Informationen zum Projekt.

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Harvest City Project
Haiti, Hispaniola

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Von E. Kevin Schopfer in Zusammenarbeit mit Tangram 3DS (Visuals)

Der Inselstaat Haiti, gelegen auf der Insel Hispaniola in den Großen Antillen, wurde 2010 von einem schweren Erdbeben erschüttert. Davon haben sich die Menschen bis heute nicht erholt und viele Teile des Landes sind noch nicht wiederaufgebaut. Es gibt jedoch Experten, die Konzepte für eine bessere und nachhaltigere Infrastruktur entwickeln und damit den Neuanfang antreiben. Dazu gehört ein Team bestehend aus dem Bostoner Architekt E. Kevin Schopfer und Tangram 3DS, welches 2011 das Projekt »Harvest City« präsentierte: ein neues Haiti mit einer schwimmenden Stadt für etwa 30.000 Einwohner. Harvest City ist die Idee einer Renaissance für die Bürger.

Die Stadt entsteht durch den Zusammenschluss von Inselmodulen. Sie verfügt über eine funktionierende Infrastruktur und die Möglichkeit zum Anbau von Nahrungsmitteln. Dies und die Ansiedelung verschiedener Businesses schaffen Arbeitsplätze und setzen neue Wachstumsimpulse. In der Innenstadt entstehen Schulen, Büros und öffentlicher Raum. Harvest City ist so konstruiert und verankert, dass Hurrikanes und Taifune die Stadt nicht gefährden und nur geringe Auswirkungen haben. E. Kevin Schopfer sieht im Harvest City Konzept nicht nur einen Neubeginn für Haiti. Es könnte als sogenannte »Charter City« ein wegweisendes Beispiel für den Aufbau neuer politischer, sozialer und städtischer Strukturen dienen, welche z.B. in Krisengebieten einen Neuanfang ermöglichen.